Auto meets IT
Zukunftsvisionen werden Realität
In Deutschland legen wir über die Hälfte aller Wege und drei Viertel der privaten Wege mit dem Auto zurück. Auch wenn immer weniger Jugendliche den Führerschein machen und immer mehr Senioren ihren Lappen abgeben, bleibt das Auto Verkehrsmittel Nr. 1. Daran ändert auch immer dichter werdender Straßenverkehr nichts: In 2019 gab es ca. 700.000 Staus mit insgesamt fast 60 Jahren Standzeit sowie 2,7 Mio. Unfälle (davon 3.000+ mit Verkehrstoten, 300.000+ mit Personenschaden). In rund 90 % der Unfälle saß das Problem hinterm Steuer. Fahrer sind unaufmerksam oder abgelenkt, unerfahren, müde, übermütig, ungeduldig ... Zu viele fahren deshalb zu schnell und/oder zu riskant, nehmen keine Rücksicht, reagieren falsch oder zu spät. Alkohol und Handy am Steuer tun ihr Übriges.
Erstaunliche Zahlen, wenn man bedenkt, dass Max Mustermanns liebstes Gefährt nur 45 Minuten pro Tag überhaupt fährt. Den Rest des Tages steht es mit Abermillionen anderer Pkw auf Deutschlands Straßen im Weg.
Dabei ist ein Pkw ja alles andere als billig. Kein Wunder, bei all der verbauten Technik! Neben dem Herzstück, dem Motor, ist das so manches intelligente System: Airbag, ABS, Abstandsregeltempomat, ESP, Pre-Safe-Bremse, Spurthalteassistent, Spurwechselassistent, Nachtsichtassistent und in manchen Oberklassewagen noch weit mehr!
Die Industrie rüstet angesichts von Verkehrsdichte, Unfallstatistik und Umweltbewusstsein ihre Autos für den nächsten Schritt in der Evolution der Mobilität. Doch bis zum gänzlich autonomen Fahren ist es noch ein weiter Weg. Er führt über fünf Stufen:
Stufe 1 (heute): Assistiertes Fahren. Der Fahrer beherrscht sein Fahrzeug wie bisher, muss den Verkehr immer im Blick haben z. B. Spurhalteassistent und/ oder Abstandsregeltempomat unterstützen Fahrer beim Lenken und der Geschwindigkeitsregelung. Fahrer ist Herr über das System.
Stufe 2 (heute): Teil-automatisiertes Fahren. Assistenzsysteme werden kombiniert und können so in bestimmten Situationen lenken oder Geschwindigkeitsregelung übernehmen. Zum Beispiel: Selbständiges Einparken.
Auf beiden Stufen muss der Fahrer das System überwachen.
Stufe 3 (heute und morgen): Hoch-automatisiertes Fahren. Der Fahrer kann während der Fahrt andere Aufgaben erledigen, muss aber innerhalb von Sekunden die Hoheit über das System übernehmen können. Beispiel ist ein Staupilot in Oberklassefahrzeugen.
Stufe 4 (übermorgen): Voll-automatisiertes Fahren. Braucht keinen Fahrer mehr; der wird zum Passagier. Das Fahrzeug bewältigt Fahrten auf bestimmten Strecken (z.B. Autobahn, Parkhaus) völlig selbstständig. Das System erkennt seine Grenzen so rechtzeitig, dass es regelkonform einen sicheren Zustand erreicht. Der Fahrer kann die Fahraufgabe aber auch immer selbst durchführen.
Stufe 5 (übermorgen): Autonomes Fahren. Es gibt nur noch Passagiere. Das Fahrzeug wird komplett vom System geführt und erledigt alle erforderlichen Aufgaben selbsttätig. Selbst komplexe Situationen – etwa das Queren einer Kreuzung, das Durchfahren eines Kreisverkehrs oder das richtige Verhalten an einem Zebrastreifen – kann das autonome Fahrzeug bewältigen. Das Fahrzeug hat kein Lenkrad und Pedale mehr.
Text: Christian Matzerath
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Hier findest Du umfangreiche Fachinformationen des VDI, aus der Wissenschaft und der Welt der Ingenieurinnen und Ingenieure:
https://www.vdi.de/themen/autonomes-fahren
VDI-Statusreport Automatisiertes Fahren
VDI-Handlungsempfehlung Automatisiertes und autonomes Fahren